Mit dem Heilpraktiker (Psychotherapie) Leiden lindern

ALH: Wie sah Ihre Situation vor Ihrer Weiterbildung zur Heilpraktikerin (Psychotherapie) aus und was hat Sie motiviert eine Weiterbildung zu machen?

Schwester Judit: Vor meiner Weiterbildung habe ich einen Kurs in Psychotherapie absolviert, der mein Interesse für die Psychologie geweckt hat. Ich wünschte mir, mich selbst besser zu verstehen. So las ich verschiedene psychologische Bücher. Es war für mich sehr bereichernd und interessant zu erfahren, wie verschiedene Mechanismen in der menschlichen Psyche entstehen und das weitere Fühlen, Denken und Handeln des Menschen mitbestimmen. Dieses Verstehen-Wollen war und ist für mich wichtig und motivierend für die weitere Fortbildung.

ALH: Aus welchen Gründen haben Sie sich für eine Weiterbildung an der ALH entschieden?

Schwester Judit: Ich suchte eine Form der Weiterbildung, die sich mit meiner klösterlichen Lebensweise vereinbaren lässt. Diese Form fand ich bei der ALH: die Lehrbriefe werden zugeschickt, können zu Hause durchgearbeitet und die gestellten Aufgaben schriftlich beantwortet werden. Das war der eine Grund. Ein anderer lag in der Empfehlung einer Bekannten, die vor mir dieses Fernstudium absolvierte und mit dieser Form und dem vermittelten Wissensstand sehr zufrieden war.

ALH: Was sind Kerninhalte Ihrer Ausbildung, was gefällt Ihnen an der Ausbildung am besten?

Schwester Judit: Aus entwicklungs-psychologischer Sicht interessiert mich besonders die Mutter-Kind-Beziehung, bzw. die Bindungstheorie. Die Frau als Mutter, als der Mensch, der das Leben weitergibt, nicht nur das leibliche sondern auch das psychische und geistige Leben, hat eine wunderschöne und verantwortungsvolle Aufgabe. Doch leider muss man feststellen, dass sie ihr aus verschiedenen Gründen nicht immer gerecht wird.

Einen weiteren Schwerpunkt meiner Ausbildung sehe ich im Umgang mit depressiven Menschen. Wie hilft man einem Menschen, seine Depressionen zu bestehen? Was will die Depression dem Menschen mitteilen, was will sie ihm zeigen und wie kann er das Erkannte in sein Leben integrieren und umsetzen?

Zu den Kerninhalten zähle ich auch den Umgang mit der Angst. Viele sind von Ängsten besetzt, die die Entwicklung behindern und das Handeln einschränken. Sie sind eine große Barriere. Diese innere Barriere zu beseitigen, um frei atmen und handeln zu können, ist ein wunderschöner befreiender Erfolg.

Was mir an der Ausbildung am meisten gefällt, ist vielleicht die Tatsache, dass Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie man das innere Leiden lindern kann. Der Mensch ist nicht Opfer seines Schicksals. Er hat sein Leben in der Hand und kann seine Entwicklung bestimmen. Alles, was lebendig ist, will wachsen und sich entwickeln. So ist das in der Natur, so ist es auch mit jedem Menschen. Das Entwicklungs- und Wachstumspotenzial, das in jedem von uns liegt, und aus den verschiedensten Gründen verschüttet sein kann, neu zu entdecken, oder anders gesagt, zu der  Quelle des Lebens, die in uns verborgen liegt, neu zu finden – Das ist für einen Begleiter eine schöne Aufgabe und für den Klienten eine heilsame Erfahrung.

ALH: Wie gut kommen Sie mit der Lernform „Fernstudium“ zurecht? Wie gefallen Ihnen die ergänzenden Präsenzphasen?

Schwester Judit: Diese Form des Studiums ist für mich praktisch. Ich kann sie gut in den Alltag integrieren. Da man im Selbststudium auch viele Themen eigenständig bearbeitet, suche ich zum Ausgleich auch immer wieder jemanden, mit dem ich über bestimmte Themen, die in den Lehrbriefen behandelt werden, sprechen kann. Die Psychologie ist im Grunde genommen eine praktische Disziplin. Sie entsteht aus dem Leben und fließt dahin wieder zurück. Die ergänzenden Präsenzphasen finde ich gut. Die wichtigsten Themen werden noch einmal durchgesprochen und bearbeitet, viele Fragen werden beantwortet. Ich finde es zudem sehr bereichernd, dass in der Gruppe verschiedene Studierende zusammenkommen. So gibt es auch einen Raum zum gegenseitigen Austausch der Erfahrungen. Das finde ich sehr wichtig.

ALH: Können Sie uns von Ihrem schönsten Erlebnis aus Ihrer ALH-Ausbildung erzählen?

Schwester Judit: Zu den schönsten Erlebnissen gehört die Erfahrung, dass das Leiden der Menschen gelindert werden kann und auch wirklich gelindert wird. Persönlich hat mir der Austausch mit den anderen Absolventen unserer Studiengruppe besonders gefallen. Mit einigen bin ich weiterhin in Kontakt geblieben.

ALH: Welche Perspektive haben Sie nach Ihrer Ausbildung? Welche Entwicklung wünschen Sie sich danach?

Schwester Judit: Ich bin Ordensfrau und gehöre zu einem kontemplativen, klausurierten Orden (Klarissen). Mit dem Studium habe ich begonnen als Möglichkeit zur besseren Selbsterkenntnis und Selbstverständnis. Natürlich würde ich die erworbenen Kenntnisse sehr gern benutzen um auch anderen Menschen helfen zu können. Ob und wie sich das verwirklichen lässt, ist zu diesem Zeitpunkt noch offen. Wir haben keine caritative Tätigkeit außerhalb unseres Klosters. Doch wenden sich Menschen an uns in ihren Anliegen und Sorgen – Menschen, die Unterstützung und Hilfe in ihrem Leid oder ihrer Krankheit suchen.


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