Achtsamkeit als Schlüssel zur Liebe in Partnerschaften

Achtsamkeitsübungen können helfen, Missverständnisse in Partnerschaften zu verhindern

In Partnerschaften wünschen wir uns Liebe, Geborgenheit und Verbundenheit – einen sicheren Hafen, in den wir einkehren können. Dennoch entstehen in Beziehungen auch gelegentlich Missverständnisse und die Partner erleben Streit, Enttäuschungen, manche sogar Kühle, Abweisung und Distanz. Die Gründe hierfür sind sehr unterschiedlich. Äußere Umstände sowie mitgebrachte Erfahrungen aus der Vergangenheit können es erschweren, liebevoll miteinander umzugehen. Viele Partnerschaftsproblematiken basieren aber auch auf demselben Kernproblem: die Partner tauschen sich zu wenig ehrlich und offen über das Miteinander und die Gefühlswelt des Einzelnen aus und erleben dadurch zu wenige Momente mit echtem, direktem Kontakt.

 

Beitragsbild Achtsamkeit in Beziehungen

Um in echten Kontakt mit dem Partner zu kommen, brauche ich erstmal Kontakt zu mir selbst, zu meinen Gefühlen, Bedürfnissen und Sehnsüchten. Erst wenn ich selbst weiß, was ich fühle und zum Glücklichsein benötige, kann ich meine Bedürfnisse dem Partner artikulieren und habe eine größere Chance auf Erfüllung. Dabei ist Achtsamkeit ein zentraler Schlüssel, denn sie lässt uns, uns selbst mehr mitbekommen, so dass wir klarer wissen, was wir wollen, fühlen und brauchen. Es ist ein Bewusstseinszustand, in dem wir urteilsfrei, ziel- und absichtslos dem begegnen, was HIER und JETZT in und außerhalb von uns ist; eine Haltung, die mit Hilfe diverser Übungen kultiviert werden kann und die uns Gegenwärtigkeit schenkt. Durch Achtsamkeit lernen wir, uns selbst offen und ehrlich zu begegnen, so dass wir uns dem Partner offener zeigen können und die Verbindung sich vertiefen kann.

 

Eine Möglichkeit, bewusst Raum zu schaffen für achtsame Verbindungen sind ritualisierte Gesprächsführungen, bei denen Rede- und Zuhörerrolle klar verteilt sind. Der Partner muss nicht sofort auf das Gesagte reagieren, wodurch ein direkter Schlagabtausch von Vorwürfen vermieden wird. Der Sprechende erhält genügend Raum und Zeit in sich herein zu spüren, seine Gedanken bewusst zu formulieren, da keine Sorge besteht, unterbrochen zu werden. Klassische ritualisierte Gesprächsformate sind z.B. Zwiegespräche und Sharings. Beim Zwiegespräch erhalten die Partner abwechselnd 5-10 Minuten Redezeit, in der der jeweils andere schweigend zuhört. Die Redepositionen werden so oft gewechselt, wie beide möchten.

 

Um eine Verbindung zwischen den Partnern herzustellen, eignet sich die folgende Sharingübung zum Ausprobieren:

 

  1. Minute der Achtsamkeit: Erlebt die gemeinsame Stille zur Besinnung auf euch selbst.
  2. Klärung der Rollen: Stimmt euch ab, wer zuerst spricht (Sprecher), wer zuerst zuhört (Raumhalter) und wie viel Zeit ihr benötigt.
  3. Hauptteil: Der Raumhalter öffnet durch ein Ritual den Raum, z.B. mit einem Gongschlag oder einem vereinbarten Satz. Der Sprecher ist frei, den Raum und die Zeit zu nutzen, wie er mag (erzählend, still, beides). Der Zuhörer hört währenddessen mit alle seinen Sinnen zu. D.h. er lauscht neben den Worten auch dem was die gehörten Worte in ihm an Gefühlen, Körperempfindungen und Gedanken auslösen. Bei Ablauf der Zeit gibt der Raumhalter ein Zeichen, der Sprecher kommt sanft zum Ende.
  4. Resonanz: Stimmt euch ab, ob der Sprecher eine Resonanz möchte. Wenn das bejaht wird, dann gibt der Raumhalter wider, was er in sich wahrgenommen hat, während er seinem Gegenüber zugehört hat. Lasst Bewertungen oder Ratschläge außen vor, schildert nur eure Empfindungen und Gedanken.
  5. Dann wechselt ihr die Rollen und wiederholt Schritt 3 und 4.

Die Erfahrung zeigt, dass es verblüffend ist, was Partner über einander erfahren, gerade dann, wenn sie sich trauen, ihre Gefühle und Gedanken aus dem JETZT zu benennen. Probiert es einfach einmal aus 😉

 

"21 Tage Achtsamkeit"

In der zweiten Woche unserer online Reihe steht das Thema "Achtsamkeit in Beziehungen" im Vordergrund. Neben diesem Blogbeitrag findet ihr auch auf unseren Social Media Kanälen und im Podcast spannende Informationen, Übungen und Anregungen dazu. Außerdem haben wir ein online Achtsamkeits-Tagebuch für euch gestaltet, welches euch durch die Zeit begleiten kann.

 


Caroline de Jong

Achtsamkeitstrainer werden:

Caroline de Jong ist Studientutorin für den berufsbegleitenden Lehrgang zum Achtsamkeitstrainer an der ALH. In 12 Monaten lernen die Teilnehmer für sich und andere einen Raum zu schaffen, in dem man „bei sich ankommt“ und zur inneren Ruhe findet.

Hat Dir der Beitrag gefallen?

Jetzt teilen: